Unser Leitbild der Freundeskreise
Freundeskreise haben sich 1999 ein Leitbild gegeben, das sich in der Arbeit der Gruppen, der Landesverbände und des Bundesverbandes wieder findet. in neun Sätzen sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
Prinzip der Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen sind selbst organisierte Zusammenschlüsse von Menschen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben und gemeinsam etwas dagegen unternehmen möchten. In den Gruppen hilft nicht ein Mitglied dem anderen, vielmehr hilft jeder sich selbst und ermöglicht dadurch dem anderen, sich selbst zu helfen. Ziel der Selbsthilfe ist es, dass wir die Gruppenmitglieder versuchen, sich selbst gemeinsam mit anderen auf eine neue Weise zu verstehen und die psychosoziale belastenden Lebensbedingungen gemeinsam zu verarbeiten. Für Menschen mit Suchterfahrung bedeutet das: Die eigenen Probleme sollen mit Hilfe von Menschen gelöst werden, die Gleiches oder Ähnliches erfahren und erlebt haben. Dieses grundsätzliche Verständnis füreinander führt zu der Erkenntnis: Ich bin nicht allein, anderen geht es eben so.
Jeder kann sich mit seinen individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten in die Gruppe ein- bringen. Diese werden durch die Fähigkeiten und Ehrfahrung der anderen ergänzt. So erfahren die Gruppenmitglieder Annahme und Zuspruch. Dieser Erfahrungsschatz bewirkt eine Veränderung in der persönlichen Haltung, den Ehrfahrungen, aber auch auf der Gefühlsebene. Die Kompetenz der Gruppenmitglieder liegt in der eigenen Betroffenheit und den in diesem Zusammenhang gemachten Ehrfahrungen. Ein wesendlicher Bestand- teil der Freundeskreisarbeit ist die vorbehaltlose Einbeziehung der Angehörigen in die Gruppenarbeit. Sie begegnen Freunden und erleben das befreiende Gefühl, nicht allein zu sein.
Die wichtigsten Merkmale der Selbsthilfegruppe
Diese Offenheit führt zu einer Vielfalt von Gruppen mit verschiedenen Menschen aus un- schiedlichen Lebenswelten und mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Alt und Jung, betroffene Angehörige und Suchtkranke gehören zu den Freundekreisen, Angestellte, Handwerker, Landwirte, Akademiker, Selbstständige oder Menschen ohne Arbeit, Frauen wie Männer. Die Arbeit erfolgt zum Teil auch geschlechtsspezifisch in reinen Frauen oder Männer- gruppen. Daneben gründen junge Menschen eigene Gruppen oder starten eigene Aktivitäten innerhalb einer Gruppe. Diese Vielfalt benötigt Toleranz des einzelnen Gruppenmitglieds. Das heißt, die anderen werden in ihrem Anderssein anerkannt. Sie werden als Bereicherung für die Gruppe empfunden.
Abstinenz als (selbst-)bewusste Entscheidung
Die Menschen die den Weg in die Gruppe finden und Hilfe suchen, müssen sich noch nicht für ein abstinentes Leben entschieden haben. Freundeskreise begleiten Menschen bei dieser Entscheidungsfindung. Sie unterstützen und fangen sie in Kriesensituationen auf. Aus der eigenen Erfahrung heraus wurden Kernaussagen zur Abstinenz festgeschrieben, die in der Info-Broschüre "Wer? Wie? Was?" nachzulesen sind. Es gibt bei den Freundes-kreisen keine (schriftliche) Verpflichtung zur Abstinenz. Abstinenz wird als eine selbstbe-wusste Entscheidung angesehen. Ziel der Gruppenarbeit ist es, eine zufriedene Abstinenz zu erreichen.
Freundschaft und persönliche Beziehung
Die Mitglieder der Freundeskreise finden in den Gruppen Freundschaft und persönliche Beziehungen. Ihnen wird Raum geboten, den eigenen Weg im eigenen Tempo zu suchen und zu gehen. Die Gruppenbesucher und -besucherinnen stärken sich gegenseitig, gestalten zum Teil auch ihre Freizeit gemeinsam. Die Freundschaft geht oft über die Gruppe hinaus. Damit das funktioniert, muss jedes Mitglied im Freundeskreis bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.
Sinn und Werte im Leben
In den Gruppen der Freundeskreise spielen Fragen nach dem Sinn des Lebens eine wich- tige Rolle. Die Freundeskreise
orientieren sich an einem ethischen und christlichen Menschenbild, das auf dem Gebot der Nächstenliebe gründet. Die Gruppen sind jedoch offen für alle Menschen. Zu den tragenden Überzeugungen gehört, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens geklärt werden muss, um das Leben zu bewältigen und zu gestalten
und eine gesunde und abstinente Lebensweise zu festigen. Nach dem Verständnis der Freundeskreise kann der Sinn des Lebens im Glauben und der Beziehung zu Gott gefun- den werden. Wie die einzelne
Gruppe dies gestaltet, entscheiden die Mitglieder eigenständig.
text: Aus dem Manual S. 10,11,12 Herausgeber: Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, Bundeverband e.V. Untere Königsstr. 86, 34117 Kassel